Statement zur Neueröffnung des Ethnologischen Museums und des Museum für Asiatische Kunst im Berliner Humboldt Forum

22. September 2021

Anlässlich der heutigen Neueröffnung des Ethnologischen Museums und des Museum für Asiatische Kunst im Berliner Humboldt Forum, erhalten Sie hiermit einen Kommentar von Daniel Wesener, kulturpolitischer Sprecher der bündnisgrünen Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, und Erhard Grundl, kulturpolitischer Sprecher der bündnisgrünen Bundestagsfraktion.

 

Grundl:

„Die heutigen Teileröffnung zeigt vor allem eines: Das Humboldt Forum braucht bereits jetzt einen Neustart. Selbst die Kulturstaatsministerin zeigt sich mit dem Status quo unzufrieden, der Bundespräsident mahnt zu Recht mehr Klarheit im Umgang mit der Kolonialvergangenheit an. Auch die neue Ausstellung kann die Anfangsfehler des 690 Millionen teuren kulturpolitischen Prestigeprojekts nicht heilen. Dem Humboldt Forum fehlt immer noch ein überzeugendes Gesamtkonzept mit effektiven Governance-Strukuren. Bis dahin bleibt es bei einem bloßen Nebeneinander unterschiedlicher Akteure und Aktivitäten hinter einer rekonstruierten Schlossfassade. Eine neue Bundesregierung hat die Aufgabe, gemeinsam mit einem neu gewählten Berliner Senat die Weichen für die Zukunft des Ortes neu zu stellen.“

 

Wesener:

„Solange das Humboldt Forum keinen Umgang mit der Aufarbeitung kolonialen Unrechts und seiner eigenen Sammlungsgeschichte findet, wird es sein Glaubwürdigkeitsproblem behalten. Die neuen Ausstellungen im Westflügel sind eine weitere vertane Chance. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz bleibt die größte kulturpolitische Baustelle der Republik. Ihre bereits beschlossene Reform darf das Humboldt Forum nicht weiter ausklammern. Aber auch das Land Berlin muss endlich mehr tun, als sich nur als Untermieter im wiederaufgebauten Stadtschloss der Hohenzollern zu verstehen. Ohne den gemeinsamen Neuanfang des Gesamtprojekts bleibt das Humboldt Forum ein gescheiterter Versuch, Globalgeschichte in der modernen Einwanderungsgesellschaft und auf der Höhe der Zeit zu erzählen.“

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