Rede | Eine Quote für die Kunst – Geschlechtergerechtigkeit in Kultur und Medien

25. Februar 2021

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212. Sitzung

TOP 13, ZP 13 Geschlechtergerechtigkeit in Kultur und Medien

Wir fordern eine Frauenquote für eine geschlechtergerechte Kulturbranche und gleiche Chancen für Frauen in Kultur und Medien. Ob auf der Führungsebene oder in der Projektförderung, bei Ausstellung oder in Filmen der Öffentlich-Rechtlichen: Frauen machen zwar den Großteil der erfolgreichen Absolvent*innen in kulturbezogenen Studienfächern aus – auf der Entscheiderebene kommen sie aber nicht an.

Nur 22% der deutschen Theater werden von einer Frau geleitet, nur 30% der Inszenierungen an diesen Bühnen sind von Frauen Und In mageren 14% der Produktionen des Öffentlich Rechtlichen Rundfunks führen Frauen Regie. Von Ein-Hunder-Dreißig Orchestern in Deutschland werden sage und schreibe – DREI – von Frauen dirigiert

Da ist sie, die Quote! Es gibt sie nämlich schon. Es ist eine Männerquote: Die Kunst ist frei, vorausgesetzt sie ist männlich.

Ich bin überzeugt: Wir sind es all den großartigen Frauen im Kulturbereich schuldig, uns für diese Chancengleichheit, für diese Quote einzusetzen.

 

All unsere Forderungen, hier in unserem Antrag.

 

Protokoll des Deutschen Bundestags:

Erhard Grundl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wo sind die Frauen in der Kultur? Wo sind die Frauen in der Kunst? Eigentlich scheinen sie ja gut aufgestellt zu sein. In den Fächern Darstellende Kunst, Bühne, Regie, Bildende Kunst und Kunstgeschichte studiert eine deutliche Mehrheit an Frauen. Frauen im Kulturbetrieb in Deutschland sind trotzdem ungehört, ungesehen, unrezensiert und ungezeigt. Nur 22 Prozent der deutschen Theater werden von einer Frau geleitet. Nur 30 Prozent der Inszenierungen an diesen Bühnen sind von Frauen, und in mageren 14 Prozent der Produktionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks führen Frauen Regie. Von 130 Orchestern in Deutschland werden sage und schreibe 3 von Frauen dirigiert.

(Ulle Schauws : Unfassbar!)

Ja, da ist sie, meine Damen und Herren, die Quote. Es gibt sie nämlich schon. Es ist eine Männerquote.

(Elisabeth Motschmann : Richtig!)

Die Kunst ist frei, vorausgesetzt sie ist männlich. Und die Frauen, die es trotz der Brother Culture, der Seilschaften und der permanenten Unterschätzung geschafft haben, sind dann auch noch unterbezahlt. Der durchschnittliche Gender Pay Gap in der Kultur liegt bei 24 Prozent – Tendenz steigend in allen Branchen, so die Studie des Kulturrats 2020. Das ist kein Gap, das ist ein Abgrund.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN und der Abg. Elisabeth Motschmann )

Was macht die Bundesregierung, die diese trostlosen Zahlen mit zu verantworten hat? Seit Jahren liegen diese Zahlen vor, und sie machen dazu einen runden Tisch und ein Mentoringprogramm. In vier Jahren bei 800 Bewerbungen wurden 97 Frauen betreut. Ich denke, das ist mehr als mager.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)

Dabei sind sich Wissenschaft und Sachverständige einig: Nur die Quote kann das wirklich verändern. Was schlagen CDU/CSU und die SPD jetzt in ihrem Antrag vor? Mehr vom Gleichen, mehr von dem, was nichts bewirkt, hier und da mal ein bisschen Förderung und einen Frauentrostpreis. Meine Damen und Herren, wir brauchen eine Quote für Parität auf den Führungsebenen staatlicher Häuser, in der Projektförderung, bei Ausstellungen, in Filmen der Öffentlich-Rechtlichen, überall, wo die Kultur von Steuergeldern, also zur Hälfte von Frauen, finanziert wird, eine Quote für eine geschlechtergerechte Kulturbranche und echte Chancengleichheit in Kultur und Medien.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)

Nur da, wo es gerechte Chancen auf Teilhabe und Zugang gibt, existiert Kunstfreiheit. Wer in Sonntagsreden die Freiheit der Kunst betont, der muss erst mal für Chancengleichheit sorgen.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Da haben Sie, meine Damen und Herren von CDU und CSU, aber leider auch von der SPD, Nachholbedarf. Um Margarete Stokowski zu zitieren:

Man muss nicht für die Quote sein, man kann auch einfach warten und sterben, bevor es Gleichberechtigung gibt.

(Heiterkeit der Abg. Dr. Kirsten Kappert-Gonther )

Ich bin überzeugt, wir sind es all den großartigen Frauen im Kulturbereich schuldig, uns für diese Chancengleichheit, für diese Quote einzusetzen. Aber noch mehr sind wir es all den Frauen schuldig, die wir noch nicht kennen, die daran gehindert werden, sichtbar zu werden, weil sie das vermeintlich falsche Geschlecht haben.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Simone Barrientos )

Ihnen die gleichen Chancen zu geben, wie wir Männer sie haben, darauf freue ich mich, und dafür setzen wir uns ein. Ich möchte Sie alle bitten, unseren Antrag unterstützen.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vizepräsidentin Dagmar Ziegler:

Danke schön. – Das Wort geht an Yvonne Magwas von der CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)

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