PM | Zum Tag der Befreiung am 8. Mai
8. Mai 2022Am 8. Mai 1945 wurde das Dritte Reich von den Alliierten besiegt. Es ist der „Tag der befreienden Niederlage und des rettenden Zusammenbruchs“, wie der Historiker Martin Sabrow schreibt. Der 8. Mai ist damit auch eine Chance. Er steht für die Befreiung vom Hitlerfaschismus. Zugleich ist er Anlass zu erinnern an die Menschheitsverbrechen an den europäischen Juden, an die ermordeten Sinti*zze und Rom*nja, an deutsche Kriegsverbrechen in ganz Europa besonders in Osteuropa, an die Verbrechen in psychiatrischen Einrichtungen, an Menschen mit Behinderungen, Kranken, an queeren Menschen, an den Zeugen Jehovas, an Zwangsarbeiter*innen, an kritischen Künstler*innen und Journalist*innen.
Dieser Tag ist eine Mahnung: Nie wieder Auschwitz! Antisemitismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit dürfen in unserem Land keinen Raum einnehmen! Die Auseinandersetzung mit der Geschichte und Nachgeschichte des Nationalsozialismus in Deutschland muss wachsam und selbstkritisch bleiben. Nur so kann das „Nie wieder“ vom Versprechen zur Sicherheit werden.
Anlässlich des 8. Mai 2021 sagte die Auschwitzüberlebende Esther Bejarano in einer Rede: „Mein größter Wunsch für den heutigen Tag war, noch einmal zu erleben, wie Amerikaner und Russen sich wie damals in Lübz umarmen und küssen und gemeinsam das Ende des Krieges feiern! Den FRIEDEN feiern!“
Diese Hoffnung wurde mit dem 24. Februar, mit dem völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zunichte gemacht. Es ist ein Krieg gegen Demokratie und Selbstbestimmung, gegen ein souveränes, demokratisches Land, gegen seine sich gegen die brutale Invasion wehrende Bevölkerung.
Esther Bejarano hat diese Zeitenwende nicht mehr erlebt. Im letzten Jahr starb sie, 96zig jährig. Ihr Wunsch nach Frieden ist auch an diesem 8. Mai das alles beherrschende Thema.