Offener Brief | Afrika-Beauftragter Nooke redet sich Kolonialzeit schön

3. Oktober 2018

Anlässlich der umstrittenen Äußerungen des Afrika-Beauftragten Günter Nooke haben Erhard Grundl MdB, Sprecher für Kulturpolitik, und die Bundesabgeordneten Agnieszka Brugger, Ottmar von Holtz, Dr. Kirsten Kappert-Gonther, Uwe Kekeritz, Omid Nouripour, Claudia Roth und Frithjof Schmidt, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, einen offenen Brief an die Bundeskanzlerin geschrieben:

Günter Nooke, Afrika-Beauftragter der Bundeskanzlerin, hat in einem Interview erklärt, der Kolonialismus sei für Afrika weniger schädigend gewesen als der Kalte Krieg und habe sogar „dazu beigetragen, den Kontinent aus archaischen Strukturen zu lösen“. Gerade für einen Afrika-Beauftragten ist das ein seltsames Geschichtsverständnis. Die Verbrechen der Kolonialzeit, die systematische Verschleppung von Afrikanerinnen und Afrikanern, Zwangsarbeit, Vertreibung, Gewalt und die hemmungslose Ausbeute des rohstoffreichen Kontinents als gewaltsame Erlösung durch eine angeblich fortschrittlichere europäische Zivilisation zu bezeichnen, ist im Kern rassistisch. Mit keinem Wort erwähnt Nooke zudem den Völkermord an den Herero und Nama durch deutsche „Schutztruppen“.

Wer in dieser Weise historische Wahrheiten verdreht und sich die Kolonialzeit schönredet, disqualifiziert sich für das Amt des Afrika-Beauftragten und gefährdet die kritische Aufarbeitung deutscher Kolonialverbrechern. Er ist zudem nicht geeignet, einen Dialog auf Augenhöhe mit Regierungen und Zivilgesellschaften in Afrika zu führen. Wir fordern die Bundeskanzlerin daher auf, die notwendigen Konsequenzen zu ziehen und Herrn Nooke von seinem Amt zu entbinden.

 

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