KZ-Gedenkstätte Ganacker besucht

13. Mai 2022

Die beiden niederbayerischen Bundestagsabgeordneten Marlene Schönberger und Erhard Grundl haben die KZ-Gedenkstätte Ganacker in Wallersdorf im Landkreis Dingolfing-Landau besucht. Grundl ist kulturpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, seine Fraktionskollegin Schönberger hat ihren Arbeitsschwerpunkt auf den Bereichen Antisemitismusbekämpfung, Aufarbeitung der NS-Vergangenheit und politische Bildung gelegt. Der gemeinsame Besuch kleinerer Gedenkstätten soll deren Stellenwert innerhalb der Erinnerungsarbeit stärken.

Das Außenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg entstand zwischen Ende 1944 und Anfang 1945 und diente zur Unterbringung der Zwangsarbeiter auf dem nahe gelegenen Flugplatz Landau-Ganacker. Dort mussten sie Schwerstarbeit verrichten, wie den Bau einer betonierten Landebahn für erwartete Messerschmitt-Düsenjäger. Unter den Häftlingen war das Außenlager Ganacker eines der gefürchtetsten. Es blieb bis zum Schluss ein Provisorium, die eingesperrten Menschen waren in notdürftig eingerichteten Behausungen in ausgehobenen Erdhöhlen untergebracht, die lediglich mit Stroh ausgelegt und in denen sie Regen, Schnee und Kälte ausgesetzt waren. Insgesamt waren etwa 500 jüdische Zwangsarbeiter im Lager gewesen, wovon 138 in Ganacker starben. Als die US-Armee immer näher rückte, trieb die SS die verbliebenen Häftlinge auf einen Todesmarsch Richtung Eggenfelden. Dabei starben viele weitere Menschen an Entkräftung und den Misshandlungen, kurz vor der Befreiung erschoss die SS zusätzlich 61 Häftlinge.

„Die Routen der Märsche führten durch die umliegenden Dörfer. Die Bevölkerung sah die ausgemergelten und misshandelten Menschen vorbeiziehen und so gut wie alle schauten nur zu. Mit diesem zivilgesellschaftlichen Versagen muss man sich auch in der Gegenwart auseinandersetzen. Es sollte uns zu Verantwortungsübernahme auffordern“, betonte Marlene Schönberger. Die Geschichte der Todesmärsche und der Außenlager verdeutliche, dass die Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten und der Shoa nicht an weit entfernten Orten stattfand, sondern in der direkten Nachbarschaft. Daraus erwachse die Aufgabe für die Erinnerungsarbeit, diesen Aspekt nicht unter den Tisch fallen zu lassen.

„Die großen KZ-Gedenkstätten leisten eine sehr wichtige Bildungsarbeit. Daneben braucht es aber auch einen Fokus auf die dezentrale Erinnerungskultur“, führte Erhard Grundl aus. Die KZ-Gedenkstätte Ganacker ist ein solches Beispiel für einen lokalen Erinnerungsort, die es in jedem Landkreis gibt. Ihre Eindrücke nehmen die beiden Abgeordneten mit für die Erarbeitung der Neuauflage des Konzepts moderne Gedenkstätten, das in den nächsten Monaten in den Fachausschüssen diskutiert und dann im Bundestag beschlossen wird. „Um die Wiederholung solch eines Schreckens verhindern zu können, müssen wir darstellen, wie es geschehen konnte. Die Verbrechen fanden in der Nachbarschaft statt, daher sind dezentrale Mahnmale so wichtig. Deren Unterhalt und die Einbindung in Bildungspläne muss der Bund finanziell unterstützen“, schlossen Grundl und Schönberger ihren Austausch.

Newsletter