Gedenkabend zum 75. Jahrestag der Befreiung
12. Mai 2020Externer Inhalt: YouTube
Damit wir Ihnen Inhalte wie den gerade von Ihnen gewählten, zeigen können, benötigen wir Ihr Einverständnis dafür, dass der externe Anbieter diese Cookies setzen darf.
Um auf die Seite des Anbieters zu gelangen, klicken Sie auf „Zur Datenschutzerklärung“!
Wenn Sie auf „Inhalt laden“ klicken, geben Sie dauerhaft Ihr Einverständnis zum Setzen der Cookies.
„You can‘t put your arms around a memory“ hat Johnny Thunders gesungen. Mir scheint, dass Kunst aber genau das kann. Sie schafft es den Arm um Erinnerung zu legen, nachzufühlen und zu denken, was sie ausmacht.
Das Erinnern an 75 Jahre Kriegsende konnte und kann aufgrund der Corona-Pandemie in geplanter Form nicht stattfinden. Auch für viele Überlebende wäre der Jahrestag am 8. Mai die letzte Gelegenheit gewesen, an Gedenkfeiern teilzunehmen. In einer Zeit aber, in der das Erinnern nicht der alleinigen Rückschau gelten darf, sondern ein Erinnern in die Gegenwart und in die Zukunft sein muss, wären die geplanten Gedenkveranstaltungen ein wichtiges Zeichen gewesen. In einem waren sich alle einig: Das Gedenken darf nicht ausfallen!
Deshalb luden wir, die Grüne Bundestagsfraktion, zu besonderen Abend des Gedenkens ein. Dabei richteten wir den Blick zurück, ließen ZeitzeugInnen zu Wort kommen und sprachen mit unseren Gästen über die Bedeutung von Erinnerung und Gedenken an die Befreiung. Wie gingen den Fragen nach, wie Erinnerung auch künftig ohne die direkte Begegnung mit ZeitzeugInnen wachgehalten werden kann und was das alles mit unserer starken, wehrhaften Demokratie zu tun hat.
Ich gab dazu eine Gesprächsrunde mit Shermin Langhoff (Gorki Theater) und Jürgen Kaumkötter (Zentrum der verfolgten Künste Solingen) die Frage, was Kunst und Kultur zur Erinnerung beitragen könne. Das Gespräch findet ihr ab Minute 1:18:40.
Es gab außerdem von KünstlerInnen gelesenen Zeitzeugnissen und künstlerischen Beiträgen, für die wir u.a. Wladimir Kaminer (Autor), Etta Scollo (Musikerin), Hans-Jochen Wagner (Schauspieler), Carol Schuler (Schauspielerin), Sandro Roy (Musiker) und Alice Dwyer (Schauspielerin). Henning Mays Vertonung des Liedes „Moorsoldaten“, dass ihr ab Minute 1:30:00 findet, ist der Hammer.
Dieses Lied wurde zum ersten Mal aufgeführt im August 1933 im Konzentrationslager Börgermoor im Emsland. Gesungen erst von einzelnen, dann von tausenden im Lager Inhaftierten. Es wurde sofort verboten. Doch es gelang den Schergen der NS Gewaltherrschaft nicht, die Kraft dieses Liedes zu unterdrücken. Die „Moorsoldaten“ sind eines der bekanntesten musikalischen Zeugnisse des Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Später, im spanischen Bürgerkrieg gegen Franco, sangen es die Internationalen Brigaden der demokratischen Kräfte. Den Text haben zwei Häftlinge geschrieben, der Bergmann Johann Esser und der Regisseur Wolfgang Langhoff. Die Musik stammt von Rudi Goguel.
„Wir sind die Moorsoldaten und ziehen mit dem Spaten ins Moor. Hier in dieser öden Heide ist das Lager aufgebaut. Wo wir frei von jeder Freude hinter Stacheldraht verstaut.“
Mit dabei waren außerdem meine Kollegin Claudia Roth (MdB und Vizepräsidentin), die mit Jörg Skriebeleit (Gedenkstätte Flossenbürg) und Uwe Neumärker (Stiftung Denkmal für die Ermordeten Juden) über mit die Wichtigkeit und Dringlichkeit des Erinnerns sprach.
Mein Kollege Manuel Sarrazin (MdB), der mit Sylvain Waserman (Vizepräsident Nationalversammlung, Frankreich), Krzysztof Ruchniewicz (Universität Wrocław) und Dr. David G. Marwell (Leo Baeck Institut) über die Bedeutung des Tags der Befreiung diskutierte.
Und mein Kollege Konstantin von Notz (MdB), der mit Maximilian Steinbeis (Verfassungsblog) auf die Aufarbeitung von Geschichte in seiner Bedeutung für unsere Demokratiegeschichte blickte.