Das parlamentarische Forum Clubkultur bei der Übergabe an Minister Seehofer.
Sehr geehrter Herr Bundesminister,
Die in diesem Land gelebte Clubkultur ist für viele Menschen wesentlicher Bestandteil ihres kulturellen Lebens und wichtiger Bestandteil der kulturellen Vielfalt Deutschlands. Die Clubkultur hat sich in den letzten Jahrzehnten rund um live gespielte Musik in Musikclubs und Livespielstätten (weiter: Clubs) entwickelt und bewegt pro Jahr über 30 Millionen Menschen. Die Clubszene hat Brachen und Stadtgebiete wiederbelebt, oftmals baukulturell und architektonisch aufgewertet und dabei einmalige Formen der Nutzung und Architektur geschaffen. Die Clubszene ist schon lange keine unorganisierte Spontanveranstaltung mehr, sondern Kulturgut, Rückzugsort, Arbeitgeber, Impulsgeber und Wirtschaftskraft, häufig entstanden aus intrinsischen und sozio-kulturellen Engagement und Eigeninitiative überall in Deutschland mit rund 30.000 Angestellten und einem Jahresumsatz rund 600 Millionen Euro.
Um die Clubkultur und seine Musikclubs und Livespielstätten zu erhalten und zu fördern, hat sich im Februar 2020 das überfraktionelle “Parlamentarisches Forum Clubkultur“ aus den Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP, DIE LINKE sowie Bündnis 90/Die Grünen gegründet.
Dabei liegt uns insbesondere am Herzen, das die Bürger in Städten leben können, in denen sie „Wohnen, Arbeiten und Freizeit“ miteinander in Verbindung bringen können.
Die derzeitige BauNVO spiegelt nicht mehr das Verständnis einer solchen modernen Stadt wieder. Diese Einschränkungen zeigen sich exemplarisch daran, dass Clubs nach aktueller BauNVO als „Vergnügungsstätten“ gewertet werden und in nur wenigen ausweisbaren Gebieten angesiedelt und betrieben werden dürfen. Dies trägt zum Sterben vieler Clubs bei. Ein wichtiger Bestandteil unserer Kultur geht dabei verloren.
Das parlamentarische Forum ist fraktionsübergreifend der Ansicht, dass diese Einteilung den Clubs als „Vergnügungsstätten“ nicht angemessen ist. Sie sind Kulturstätten und sollten auch in der BauNVO als „Anlagen für kulturelle Zwecke“ gewertet werden. Wir Abgeordnete des Deutschen Bundestages teilen die Ansicht der Expertinnen und Experten, die sich in der öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Kommunen für eine Anpassung der BauNVO ausgesprochen hatten.
Das Forum möchte Sie mit diesem Brief freundlich auffordern, diesen Missstand zu ändern und in einem unkomplizierten Verfahren zu ermöglichen, dass Musikclubs und Livespielstätten als „Anlagen für kulturelle Zwecke“ in der BauNVO gewertet werden.
Außerdem möchten wir Sie bitten, sich im aktuellen Gesetzgebungsverfahren der Baugesetzbuchnovelle für die seit Jahren diskutierte „Experimentierklausel Lärmschutz“ einzusetzen. Die Klausel kann in Zukunft neue technische Lösungen bieten. Mit diesen Regelungen können wir den Fortbestand vieler Clubs und anderer Kulturstätten in Deutschland ermöglichen.
Mit freundlichen Grüßen,
die Gründungsmitglieder für das Parlamentarischen Forums Clubkultur
Hagen Reinhold (MdB/FDP), Caren Lay (MdB/Die Linke), Klaus Mindrup (MdB/SPD), Erhard Grundl (MdB/Bündnis 90/Die Grünen), Kai Wegner (MdB/CDU)
Die vollständige Liste der Unterzeichner*innen finden Sie hier im PDF.